Nachrichten aus Syrien
Dankbrief aus Aleppo
Liebe Schwestern und Brüder,
was hört man am häufigsten in Aleppo? Den Lärm von Gewehren und Schießereien, um nicht zu sprechen von Schreien der Verzweiflung und Leid.
Wir Franziskaner wirken inmitten dieses Chaos im wahren „Feldlazarett“. Wir versuchen, den Schmerz, den die Menschen infolge der Feuersbrunst erleiden, zu lindern. Wir bemühen uns, die Würde des syrischen Volkes wiederherzustellen, die ihm geraubt wurde.
Im Namen des syrischen Volkes möchte ich Ihnen allen ein herzliches Dankeschön sagen. Sie sind wie eine kühle Brise am heißesten Sommertag. Sie sind unsere barmherzige Samariter; Sie bringen uns Ihre Ausdauer und Mitgefühl entgegen, um Werke der Barmherzigkeit zu tun, wie Papst Franziskus einprägsam von uns verlangt hat.
Dies ist ein besonderes „Dankeschön“, das sich in ein Gebet für Sie und Ihre Familie verwandelt. Solche Dankgebete werden von den Kindern, jungen und älteren Menschen und Familien gesprochen, die wir dank Ihrer großzügigen Hilfe retten konnten.
Wir hoffen, dass dieser Strom der Barmherzigkeit, der uns Tag für Tag ermöglicht, in Syrien Leben zu retten, nie austrocknet. Wir möchten unser Beknntnis zur Nächstenliebe – ob sich unser Nächster in Syrien oder in unserer unmittelbaren Nähe befindet – mit Ihnen zusammen erneuern. Resignieren Sie bitte nie angesichts dieser schrecklichen Krise, die leider so viele Jahre schon andauert.
Mit besten Wünschen für den Frieden und im Vertrauen auf Ihre Güte,
Pater Ibrahim
Reportage aus Syrien
als Pdf [1.088 KB]
zum Herunterladen
Berichte aus Aleppo
„Es war in Aleppo nie schlimmer als jetzt“ - Ein Franziskanerpater berichtet aus der umkämpften Stadt
Mit eindringlichen Worten hat Franziskanerpater Ibrahim Alsabagh an Christen in aller Welt appelliert, für die hart umkämpfte syrische Stadt Aleppo zu beten. „Es war seit Beginn dieses schrecklichen Krieges nie schlimmer als jetzt. Mir fehlen die Worte, alles Leid zu beschreiben, das ich täglich sehe“, so der Ordensmann aus Aleppo am Dienstag gegenüber dem internationalen Hilfswerk „Kirche in Not“. „Es gehen Raketen und Bomben auf Kirchen, Moscheen, Schulen und Krankenhäuser nieder. Bei einem Angriff auf unser Krankenhaus wurden jetzt 17 Menschen getötet. Und die Zahl kann noch steigen.
Zahllose Häuser sind ganz oder teilweise zerstört. So viele Menschen wurden getötet oder schwer verletzt. Und wenn keine Bomben fallen, herrscht eine unheimliche Ruhe wie auf einem Friedhof. Die Straßen sind wie ausgestorben.“ Das Osterfest der orthodoxen Christen am vergangenen Sonntag sei sehr traurig gewesen, so der katholische Priester weiter. „Es war mehr Karfreitag als Ostersonntag. Es haben zwar Gottesdienste stattgefunden, aber sie waren sehr schlecht besucht. Die Menschen haben ihre Toten beerdigt oder sind aus Angst zuhause geblieben. Es war bedrückend. Wann wird die Weltgemeinschaft endlich aufwachen und diesem neuen Sarajewo ein Ende machen?“
Pater Ibrahim wirkt seit bald zwei Jahren in der zwischen syrischer Regierung und Rebellen geteilten und heftig umkämpften Stadt im Norden Syriens. „Wer fliehen kann, der flieht. Am Sonntag waren die Ausfahrtsstraßen voll mit Flüchtlingen. Diejenigen, die geblieben sind, sind die Ärmsten, die es sich nicht einmal leisten können, sich in Sicherheit zu bringen. Wir helfen, wo und wie wir können. Teilweise leben die Menschen in halbzerstörten Häusern. Wir unterstützen Reparaturen und helfen ihnen dank der Hilfe von „Kirche in Not“ mit Nahrung, Kleidung, Medizin, Hygieneartikeln und anderen Dingen. Aber wir brauchen jetzt wirklich von außen jede Hilfe, die wir bekommen können. Wir sind in höchster Not.“ Pater Ibrahim beobachtet vermehrt psychische Belastungen der Menschen. „Die Nervenzusammenbrüche nehmen zu. Wir haben auch so viele psychische Erkrankungen infolge des Krieges. Es ist ein solches Elend. Ich danke Gott aber dafür, dass ich durch seine Gnade zum guten Samariter für all diese leidenden Menschen werden darf. Ich versuche sie durch das Wort Gottes, aber auch durch Taten leiblicher Barmherzigkeit zu trösten. Mir sind immer die Worte von Papst Franziskus im Ohr, den Menschen Gottes Zärtlichkeit zu zeigen. Wir Priester und Ordensleute sind wirklich zu Vätern, aber noch mehr zu Müttern der Menschen geworden, die ihre Wunden zärtlich wie eine Mutter zu verbinden suchen.“
Pater Ibrahim verglich die Lage der etwa 50000 in Aleppo verbliebenen Christen mit der des heiligen Paulus in der Apostelgeschichte. „Der heilige Paulus war zusammen mit Silas wegen des Glaubens im Gefängnis. Aber durch ihre Gebete wurden sie befreit. Sie haben das schreckliche Gefängnis zu einem Ort des Gebets gemacht. Dazu sind auch wir Christen in Aleppo aufgerufen. So furchtbar dieser Ort ist, so müssen wir doch ein christliches Zeugnis geben. Wir dürfen nicht nur an uns selber denken.“ Das Kreuz, das die Christen trügen, so Pater Ibrahim, sei sehr schwer. „Aber es schafft auch eine Gemeinschaft mit Gott und untereinander, wie ich es vorher nicht erlebt habe. Mein Glaube und meine priesterliche Berufung sind in Aleppo gewachsen. Ich bete viel vor dem Tabernakel, dass der Herr uns beistehe.“
Ausdrücklich dankte Pater Ibrahim den Wohltätern von „Kirche in Not“. „Ohne Ihre Großzügigkeit könnten wir kaum etwas tun. Seien Sie versichert, dass jeden Tag Gebete zu Gott aus den Mündern von Kindern, Armen und Alten kommen, dass er Sie für Ihre Hilfe segne. Bitte beten Sie auch weiterhin inständig für uns, damit wir stark bleiben im Glauben und in der Liebe. Denn diese Krise geht über unsere Kräfte.“
„Kirche in Not“ hilft den Christen Aleppos seit Jahren. Durch die kirchlichen Partner vor Ort werden unter anderem Programme für die Versorgung mit Kleidung, Nahrung und Medikamenten unterstützt. Hinzu kommen Wohn- und Studienhilfen. „Kirche in Not“ hilft darüber hinaus Christen aus Syrien und dem Irak, die vor Krieg und Terror fliehen mussten und Zuflucht in ihren Ländern oder dem benachbarten Ausland gefunden haben.
- See more at: http://www.kircheinnot.at/Aktuelles/Berichte-Presse/?parent=1047#sthash.IeWR59tG.dpuf
Interview mit Pater Firas in Aleppo
hier nachlesen
Brief aus Syrien (13.4.2016)
Leider war diese Osterzeit für Tausende in dieser Region nicht von Freude, sondern von Leid geprägt.
Was können wir tun? Eine Antwort auf diese Frage ist nicht leicht zu finden. Jeder tut, was in seinen Kräften steht.
Ich wende mich heute an Sie, da Sie durch Ihre Spenden Ihr starkes Interesse an der Mission der Kustodie des Heiligen Landes und deren wichtigsten Projekten, unter anderem der Hilfe für die Franziskaner in Syrien, zum Ausdruck gebracht haben.
Dank der Unterstützung durch den Verein pro Terra Sancta können die Franziskaner in Syrien drei Aufnahmezentren betreiben (in Damaskus, Aleppo, Latakia und Kanyeh).
Zudem unterstützen die Franziskaner das Krankenhaus „Die Hoffnung“ in Aleppo, das von fundamentaler Bedeutung ist, um den Mangel im öffentlichen Gesundheitswesen zu kompensieren. Aus diesem Krankenhaus erreichen uns neben tragischen Nachrichten auch Geschichten der Hoffnung. Dies erfüllt uns mit Freude.
Jede Spende ist wertvoll und entscheidend für die syrische Bevölkerung. Im Moment besteht insbesondere die Notwendigkeit, die Geburtsstation des Krankenhauses zu unterstützen.
Letztes Jahr sind dort 731 Kinder unter Notfallbedingungen zur Welt gekommen und sind jetzt wohlauf. Doch die Nöte werden leider nicht weniger: Polio stellt ein Risiko für mehr als 80.000 Kinder dar (nahezu alle Neugeborenen), die dringend geimpft werden müssten. Die Frühgeborenenlaufen Gefahr, in den Inkubatoren aufgrund der häufigen Stromausfälle zu sterben. Es fehlt an Milchpulver, das oft verzweifelt durch Wasser- und Zuckerlösungen ersetzt wird.
Wir bitten Sie, mit einer Spende von 350 Euro zum Kauf von fünf neuen Inkubatoren (zum Preis von jeweils 1000 Euro) beizutragen, um noch mehr Kindern eine Lebenschance zu geben.
Hier können Sie spenden: http://www.proterrasancta.org/de/helfen/ihre-spende/
Herzlichen Dank für Ihre Spenden in der Vergangenheit und in der Zukunft!
Wir moechten uns mit einem Zitan von Franz von Assisi verabschieden:
Ein Mensch mit gütigem, hoffendem Herzen fliegt, läuft und freut sich; er ist frei. Weil er geben kann, empfängt er; weil er hofft, liebt er.
Nachrichten vom Seelsorger aus Aleppo, April 2016
‘Den Menschen in Aleppo geht es am schlechtesten’
Trotz Waffenruhe bleibt die Lage der syrischen Christen dramatisch – „Kirche in Not“ hilft bei der Grundversorgung - Von Oliver Maksan.
München (kath.net/ KiN)
Im März ging der Syrien-Krieg in sein sechstes Jahr. Die Genfer Gespräche und die Waffenruhe lassen erstmals zarte Hoffnung aufkeimen, dass das Sterben endlich
ein Ende findet. Doch vielerorts gibt es immer noch Gefechte – zum Beispiel in Aleppo. „Auch wenn derzeit viel von Waffenstillstand gesprochen wird: Kürzlich hat der
IS wieder Stadtteile bombardiert, die unter Kontrolle der Regierungs-truppen sind. Dort leben die meisten Christen“, berichtet Franziskanerpater Ibrahim Alsabagh
gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“. Der Ordensmann ist Pfarrer einer römisch-katholischen Gemeinde in Aleppo.
weiterlesen hier
Nachrichten des Kustodiats vom April 2016
In der Nacht von 3. auf 4. Februar wurde das Quartier der Franziskaner in Aleppo durch zwei Geschosse von Dschihadisten getroffen. Das Resultat des Dauerbeschusses ist immer dasselbe: Tod und Zerstörung von Gebäuden. Zwei Christen starben, es gibt viele Verletzte und schwer beschädigte Häuser.
Eines der Geschosse fiel auf das Franziskanische Zentrum, durchschlug das Dach und traf die Statue der Jungfrau Maria, den Glockenturm und eine erst kürzlich errichtete Wasserspeicher. Die Statue der Jungfrau Maria war in Teile zerschlagen. Könnt ihr unseren Schmerz ermessen, das Gesicht der Jungfrau auf der Straße liegen zu sehen, geschändet.
Pater Ibrahim erzählte uns: Eine Frau klopfte um Hilfe flehend an die Tür mt einem Baby im Arm. Sie sagte, dass einige Menschen noch immer unter den Trümmern begraben sind, sie hatte um Hilfe geschrien, in der Hoffnung, dass jemand diese arme Menschen retten käme, doch niemand hatte den Mut, um ihnen beizustehen.
Die Verletzten und die Leichen blieben dort für viele Stunden. Unsere Herzen waren tief getroffen, wieder einmal. Die Explosionen betrafen den Midaan Bezirk, der hauptsächlich von Christen bewohnt wird. Eine totale Zerstörung. Die armen Einwohner, die noch dort sind, haben wieder jeden Schutz verloren.
Der Wasser-Notfall
Das Fehlen von Wasser ist nach wie vor ein großes Problem. Während Raketen fliegen, ziehen die Menschen durch die Straßen, um Wasser zu suchen. Sie sind verzweifelt und sehen dem Tod ins Auge, um etwas Wasser von den öffentlichen Wasserhähnen in den Straßen zu holen. Viele haben seit zehn Tagen kein Wasser.
Wie lange Herr, wirst du mich vergessen (Psalm 12)
Der Kustos des Heiligen Landes schreibt:
Die Kustodie des Heiligen Landes hat die Orte und die Menschen nie verlassen, die ihr von der Kirche anvertraut wurden, auch nicht in Momenten der Gefahr. Ein Hirte verlässt seine Herde nicht und er fragt nicht, ob seine Schafe nützlich und kostbar sind oder nicht, ob es viele sind oder ob sie jung sind. Unsere Dörfer stellen die einzige christliche Präsenz in den von den Rebellen kontrollierten Gebieten dar. Sie sind ein Zeichen für alle Christen in Syrien. Wenn sie in ihren Dörfern bleiben, spenden sie allen anderen dadurch Ermutigung und Stärke...
Ein neuer Bruder für Syrien
Nach einer langen Debatte hat die Kustodie entschieden einen weiteren Bruder zur Unterstützung der Christen nach Syrien zu entsenden. Er wird zur Gemeinde von Yacubieh stoßen.
Alle syrischen Brüder sind bereits in Syrien. Nach sorgfältiger Prüfung hat die Kustodie entschieden einen Bruder zu senden, der kein syrischer Staatsbürger ist, auch wenn ein großes Risiko besteht, dass er nicht die Grenze überqueren darf. Der ausgewählte Bruder ist Louay, er hat seine Bereitschaft zu gehen bereits seit Beginn des Krieges geäußert, trotz seiner starken Bindung zur Gemeinde in Bethlehem, wo er bisher gewirkt hat.